Text und Fotografien: Tillmann Fischer Um 5 Uhr morgens wachte ich davon auf, dass im Hinterhof die Schneeschieber kratzten. Die Woche zuvor hatten die Temperaturen in Sachsen unter Null gelegen und nach den Wetterprognosen sollte es den ganzen Tag Schneefall geben. Am Morgen lagen selbst in Dresden 5 cm Schnee, mehr als den ganzen bisherigen Winter. Mein Ziel für den Tag – die Sächsische Schweiz, die Hoffnung - Eis und Schnee. In den letzten Jahren hatte ich nur wenige Male Schnee in der Sächsischen Schweiz erlebt, aber schon der Gedanke an die durch Schnee kontrastverstärkten Felsformationen und Blicke in Schwarz-Weiß ließen jede Müdigkeit verfliegen. Kurz nach sieben saß ich in der S-Bahn und fuhr mit der Dämmerung dem Licht entgegen Richtung Osten. Im Gepäck: Kamera, Stativ, Weitwinkel-, Makro- und Teleobjektiv, ausreichend warme Kleidung und Verpflegung. Beim letzten Schneeausflug in die Sächsische Schweiz vor ein paar Wochen hatte ich das Weitwinkelobjektiv vergessen und kontrollierte diesmal doppelt. Für die meisten Wanderer klingen Schneefall, vereiste Wege, Wind und keine Hoffnung auf Sonne wahrscheinlich nicht sehr einladend. Ich kann mir allerdings kaum spannendere Fotobedingungen vorstellen. Anders als beim Fotografieren in der Dämmerungszeit ist den ganzen Tag lang bestes Fotolicht in kontrastreichem Schwarzweiß-Stil. Ich fuhr bis Schmilka, wählte einen Aufstieg abseits des Hauptweges und kam nicht weit, bis ich die ersten Eiszapfen und Strukturen entdeckte. Der Schnee wurde mit den zurückgelegten Höhenmetern mehr und kleinere Pfade wurden immer schwerer zu finden. Vorgenommen hatte ich mir, eine Reihe von Aussichten zu besichtigen. Unterwegs wanderte mein Blick jedoch kontinuierlich vorbei an schneebedeckten Bäumen, Felsen und Eisstrukturen und blieb immer wieder an einzelnen Elementen hängen. Manche der zahlreichen Eiszapfen waren vom hineingespülten Waldboden in leuchtendem Gelb und Orange gefärbt und so platzierte ich mich mit dem Makroobjektiv vor einer Eisfläche und merkte erst nach einer Stunde, wie so langsam die Kälte in Füße und Hände kroch. Mir wurde schnell wieder warm als ich weiter zur Aussicht über der Breiten Kluft ging. Die größeren Wege zeigten sich tückisch. Unter den inzwischen etwa 20cm Neuschnee waren nicht vorhersehbare blanke Eisflächen versteckt, die mich mehrere Male zu Fall brachten. Der Schneefall verstärkte sich und verbunden mit Wind lag die größte Schwierigkeit darin, die Linsen frei von Schneeflocken, Wassertropfen und Kondenswasser zu halten. Über eine Reihe von Aussichten gelangte ich zum Carolafelsen. Die Spuren verrieten ein paar dagewesene Besucher, zeigten aber auch, dass niemand sich in Richtung der Abbruchkanten gewagt hatte – gut für mich, denn so war der frische Schnee nicht durch Fußspuren zerstört. Leider machte der frontal in die Kamera gewehte Schnee Bilder fast unmöglich und fiel inzwischen so stark, dass jede, weiter als zehn Meter entfernte, Struktur allen Kontrast verlor und im Nebel verschwand. Als ich schon fast gehen wollte, ließ der Schneefall jedoch für wenige Minuten nach und gab den klassischen Blick auf Domwächter und Schrammsteine frei – ein beeindruckend schöner Moment. Nach einem weiteren Eisstop wollte ich noch die Aussicht am sogenannten Frühstücksplatz besuchen. Auch hier hatte sich noch niemand hingetraut und so bot sich mir eine unberührte Schneefläche. Den Reitsteig entlang musste ich dann in ca. 30cm Schnee stapfen und mit der beginnenden Dämmerung begann ich den Abstieg über den Wurzelweg zurück nach Schmilka. Dort kam ich nach gut acht Stunden, die ich auf den Beinen gewesen war und die Kamera samt Stativ auf den Schultern getragen hatte, nass und müde wieder an. Im Elbtal war der Schneefall inzwischen in Regen übergegangen, hatte den Neuschnee weggespült und ließ meinen Winterausflug plötzlich sehr unwirklich erscheinen.
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