Text und Fotografien: Arend Heim Der Baum ist tief verwurzelt in der Erde und steigt empor in den Himmel. Er ist tief unten und hoch oben zugleich, verbindet Himmel und Erde und erschafft mit seinen Brüdern einen einzigartigen Lebensraum: Den Wald. Für mich einer der spannendsten Lebensräume. Im Wald halte ich mich am liebsten auf. Es gibt hier so viel zu entdecken. Gerade deshalb stellt der Wald wohl eine der schwierigsten Kulissen für die Naturfotografie dar: Sehr viele Details, hohe Kontraste und wenig Licht. Den Wald als Ganzes auf ein Bild zu bannen gelingt mir daher nur selten zufriedenstellend. Deshalb habe ich mich auf ein Detail fokussiert: Den Stamm des Baumes - die stützende Säule vom Lebensraum Wald. Und ich habe bemerkt, dieses Detail birgt unendlich weitere Details... Baumarten kann man das ganze Jahr anhand verschiedener, wechselnder Merkmale bestimmen. Anhand der Wuchsform der Zweige im Winter, der Knospen im Frühling, der Blätter im Sommer und der Früchte im Herbst. Ein Merkmal was zu jeder Jahreszeit ersichtlich ist, ist die Borke des Baumes. Sie erscheint aus der Ferne grau, doch ist sie das nur in den seltensten Fällen. Unter anderem durch den Bewuchs von Moosen, Flechten und Algen entstehen die buntesten Borkenlandschaften, vor allem wenn der Regen die Borke benässt. Gerade im grauen Winter sind die Baumstämme voller Farbe. Die Borke bedeckt den ganzen Baum und ist im Prinzip totes Material. sie dient dem Baum zum Schutz der sensiblen und wichtigen Wachstumsschicht (Cambium). Die Borke kann eine glatte, faltige, rissige oder schuppige Gestalt annehmen. Sie wirkt rau, kalt und hart, sodass uns ein Stamm an einen Stein erinnern kann. Diese Festigkeit und Stabilität wirkt auf uns Menschen beruhigend. Der Baum trotzt jeder Witterung und zieht sich nicht, wie andere Pflanzen im Winter, in die Erde oder in den Samen zurück. Er scheint damit von der Zeit befreit zu sein. Uralt und Weise. Der Baum vergisst nicht. Er baut auf Erfahrungen: Die Sonnenenergie die er durch seine Blätter aufnimmt wandelt er um in Holz. Dieses Holz bewahrt er in seinem Inneren auf und schützt es mit seiner Borke. Denn das ist sein Träger um weiter in die Höhe zuwachsen. Eine Frage die mir kam, ist die Frage nach dem Gesicht des Baumes - seine Identität? Ist es die für uns immer ersichtliche und charakteristische Borke mit ihren Rissen und Falten, Moosen und Flechten? Oder können wir das wahre Gesicht des Baumes erst nach seinem Tod erkennen, wenn die abfallende Rinde uns einen Einblick auf das Holz gibt? Das Holz als gespeicherte Sonnenenergie der vielen vielen gelebten Jahre, als das Gedächtnis oder die Geschichte des Baumes?
Beides versuche ich auf meinen Streifgängen durch den Wald zu fotografieren. Nichts soll von der Rinde oder dem Holz ablenken, sodass der Charakter bzw. das Gesicht des Baumes zum Vorschein tritt. Daher versuche ich die Umgebung vollkommen aus dem Bild zu nehmen und die Strukturen sollen in voller Schärfe dargestellt werden. Das funktioniert am besten mit dem Teleobjektiv und einer hohen Blendenzahl. Schöne Baumbegegnungen wünscht euch Arend
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